17.02.2022
Ein weiteres großes Herzensprojekt sind für mich die ganz intimen Solo-Liveaufnahmen meiner schönsten deutschen und englischen Songs.
Für "Best of Katja Werker - Solo & Live" habe ich mich für Aufnahmen hier in meiner Küche entschieden. Mein geschützter Kreativraum, in dem all meine Songs entstanden sind. Mein kleiner, großer Ort voller Lichterketten, Erinnerungen und Visionen.
Wann immer ich live mit meinen Songs unterwegs war und die Zuhörer und Zuhörerinnen meiner Konzerte danach in meinem CD Koffer stöberten, fragten etliche von Euch, ob es denn eigentlich auch Aufnahmen meiner Lieder gibt, bei denen ich "einfach" nur zu meiner Gitarre das Lied singe. So, wie ich die Lieder geschrieben habe und so, wie ich sie auch live präsentiere.
Das musste ich bislang immer verneinen, da alle meine bisherigen Alben Studiofassungen mit mehr oder minder üppigen Arrangements sind.
Schon im vergangenen Jahr entstand in mir daher der Wunsch, nun, nach zum Teil mehr als 20 Jahren, die seit dem Erschaffen der Songs vergangen sind, diese in rein akustischen, ausschließlich Solo und live performten Version aufzunehmen.
Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg war mein Album "Contact Myself 2.0.", das ich im Sommer 2020 zusammen mit Gert Neumann bei Stockfisch Records in die Tat umsetzte. Hier trat ich erstmalig in meiner langjährigen Laufbahn sowohl als Sängerin als auch als Gitarristin mit ungeschnittenen Livetakes in Erscheinung.
Die ist in technischer wie auch emotionaler Hinsicht eine große Herausforderung und es war für mich sehr wichtig, diese tiefgreifende Entwicklung zu vollziehen.
Diesen Weg gehe ich nun in aller Konsequenz weiter mit meinen Solo-Liveaufnahmen.
Mit solchen Aufnahmen begann auch Mitte der 90 iger Jahre mein Weg hinaus in die Welt. Damals, und das war noch vor dem Internetzeitalter (!), stellte ich ein einzelnes Mikrofon in meiner Küche auf und spielte einige Lieder live zur Gitarre in das Aufnahmegerät. Es war mein heftiges Ringen darum, in Freiheit zu kommen und wahrgenommen zu werden.
Diese Lieder bahnten sich den Weg nach Außen, auch in Zeiten, in denen ich selbst am wenigsten an mich glaubte und Schwierigkeiten hatte, einen Platz in dieser Welt zu finden. Die Lieder lebten. Ich musste gar nichts weiter tun, als da zu sein.
Es folgte mein erster Platz beim SängerInnen Wettbewerb der Popakademie Hamburg, dort wurde ich durch Fred Casmir von der BMG Ariola Hamburg entdeckt, und unter Freds Schirmherrschaft dort auch unter Vertrag genommen. Es entstand mein Debutalbum "Contact Myself", das sofort in die deutschen Albumcharts einstieg.
Wie üppig, innovativ, high End und wunderbar meine jeweiligen CD Produktionen sich dann entwickelt haben und weiter entwickeln werden - am Anfang stand und steht immer dieser kleine, oft ganz zerbrechliche Moment, dieses Gefühl, das wahrgenommen und gehört werden möchte. Meine Innenwelt möchte Gestalt annehmen in Form einiger Akkorde, eines Rhythmus´, einer Melodie. Durch das gesungene Wort, das so nicht gesagt und nur mit der Kraft der Poesie singend in die Welt gebracht werden kann.
Worum es mir bei meinen Solo-Liveaufnahmen in meiner Küche geht, ist zum Einen, diese ganz intime, leise und konzentrierte Atmosphäre einzufangen, in der ich hier meine Songs schreibe, zum Anderen finde ich es unheimlich spannend, meine Lieder nach all der Zeit auch ganz neu zu entdecken und dementsprechend gereift zu interpretieren.
So wurden zum Beispiel aus Drop D-Tune Songs Lieder in Tenorgitarrenstimmung... und aus einem Titel am Piano einer an der Gitarre.
Nach einer fast 3 Monate dauernden, hier für mich im so gut wie ganz Verborgenen vollzogenen Werk- und Innenschau bis zu den Wurzeln meiner Tätigkeit als Singer-Songwriterin Mitte der 90iger Jahre und der intensiven Auseinandersetzung und Probenzeit mit meinem OEvre, konnte ich mit dem kostbaren Feedback meines Kollegen Ian Melrose durch einige technische Verbesserungen eine für mich optimale Aufnahmesituation schaffen, mit der ich je nach Tagesform und echter Inspiration meine Songs aufnehme.
Diese ganz neue Entwicklungsstufe, die ich nun in jedem Aspekt meiner Tätigkeit als Musikerin erreicht habe, fließt ungefiltert in die letzten Arbeiten für mein Album "Jahresringe" und mein gesamtes weiteres Werk ein.
17.01.2022
Liebe Freunde und Freundinnen,
mein Album "Jahresringe" nimmt Gestalt an und es wird ein wirklich schönes Werk, das Mitten in meiner bislang größten Umbruchphase entstanden ist.
Es ist spannend, vom reinen Songwriting hinüberzugleiten in die Phase, in der die Musik arrangiert wird. Einzutauchen in die kleinen Details und Rhythmen, Chorgesänge und kleinen Umwegen am Rande. Alles bekommt noch einmal eine neue Dimension, einen eigenen Charakter. Und man weiß im Grunde bis zum fertigen Mix nicht, wo die Reise letzlich hingeht.
Ich habe am 1.1.2020 auf vielen Ebenen meines Lebens von "0" begonnen, bin aus meiner Komfortzone ausgestiegen, habe viele, sehr wichtige (Grenz-) Erfahrungen gesammelt, die wieder wichtig für mein weiteres Schaffen werden.
So wurde mein Album "Magnolia" ein Vorbote einer so großen Veränderung und Neubeginns, den ich in dem Moment gar nicht für möglich gehalten habe.
Was in den letzen Monaten bei mir konstant blieb, war meine Leidenschaft für das Songwriting, das ich in allen Phasen weiter vorangetragen habe, egal, auf welcher arschkalten Luftmatratze ich in der ersten Nacht in meiner neuen Wohnung mitten in der Nacht wach geworden bin, weil ich gefroren habe.
Dann kam die Corona.
Wieder war meine Kreativität mein unantastbarer Kokon, aus dem alles heraus entsteht, das für mich persönlich von wirklicher Bedeutung ist. Und, was außerdem konstant war und hoffentlich bleibt, ist eure unkaputtbare Resonanz, euer Zuspruch, dass das, was ich mache, euch wirklich etwas bedeutet.
Beides hat mich durch den für mich wirklich schwierigen ersten Winter getragen, in dem ich wochenlang nur zwischen Umzugskartons, einem neuen Namensschild an meiner Klingel und vielen ungeklärten Fragen saß.
Fragen, die mir viel Angst gemacht haben und bei denen ich mich auch damit abfinden musste, dass ich jetzt sofort keine Antworten bekomme.
Und ja, es war mir peinlich, mir mit fast 50 Jahren eingestehen zu müssen: Ich bin an diesem "0" Punkt, in einer fremden Stadt, habe alles losgelassen, was vorher meinen Alltag ausgemacht hat und nun sitze ich hier und habe Angst vor der Zukunft wie ein kleines Kind im dunklen Keller.
Aber die Kreativität und das Leben an sich lässt sich nicht aussperren, beides kommt immer zurück wie der Frühling nach dem Winter.
Herzlichst,
Eure Katja
17.02.2021
30.12.2020
28.11.2020